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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 05.02.2008


DI/VISION: Europa im Nahen Osten und der Nahe Osten in Europa
Yvonne de Andrés

Multimedia-Präsentation und Forschungsprojekt soll die politischen, religiösen und kulturellen Verflechtungen zwischen Europa und dem Nahen Osten aufzeigen. Aus Israel ist nur eine Stimme dabei.




Europa im Nahen Osten und Der Nahe Osten in Europa ist ein auf fünf Jahre gemeinsam angelegtes Forschungsprojekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Fritz Thyssen Stiftung und des Wissenschaftskollegs in Berlin. Es behandelt das Verhältnis zwischen Europa und dem Nahen Osten.
Am 13. Januar 2008 ist die Multimedia Ausstellung DI/VISION, die von der Kuratorin Catherine David konzipiert wurde, zu Ende gegangen. Zwölf Gespräche mit KünstlerInnen, Intellektuellen und politischen ProtagonistInnen aus drei Generationen aus dem Nahen Osten gaben Auskunft. In diesen Gesprächen war es Frau David wichtig, sich mit folgenden Aspekten auseinander zusetzten: Kolonialzeit und ihre Nachwirkungen, die Angriffe auf das World Trade Center und der Irak-Krieg, Zionismus und europäische Bewegungen. Als wichtiger Referenztext für die Ausstellungsmacherin ist das Buch von Edward Said "Orientalismus" zu erwähnen. Es geht bei Said um das falsche, oft romantisch verklärte Bild der EuropäerInnen vom Orient. Dieses, so meint Said, sei sowohl im traditionellen Denken als auch in der Wissenschaft weit verbreitet und mache sich an den Bildern fest: "aufgeklärter Westen", der den "mysteriösen Orient" beherrschen will. Diese Dichotomie von Abendland und Morgenland greift, so Said, zu kurz.

Die zwölf vorgestellten KünstlerInnen und Intellektuellen äußerten sich in den Gesprächen kritisch über ihre Länder und über ihr gesellschaftliches Engagement, Krieg und Gewalt als auch die Veränderungen der Gesellschaften. Ein Teil der Interviewten gehört auch zum festen Bestandteil der ReferentInnen im Wissenschaftskolleg. Catherine David möchte:"statt Klischees und Abstraktionen: konkrete Sichtweisen und Lebenswelten." Die Kuratorin ist in diesem Dialog jedoch nicht neutral. Die meisten der Intellektuellen leben heute nicht mehr in ihren Heimatländern sondern im Ausland. So auch die aus Damaskus stammende, heute in Paris lebende Filmemacherin Hala al Abdallah, die über kulturellen Widerstand berichtet und darüber, warum die syrische Zensur keine Dokumentarfilme erlaubt. Der einzige Vertreter aus Israel ist langjähriger Teilnehmer der Arbeitskreise des Wissenschaftskollegs "Moderne und Islam": Amnon Raz-Krakotzkin. Er sucht mit seiner Position des Binationalismus einen Ausweg aus dem israelisch-palästinensischen Konflikt, vertritt eine starke Kritik am Zionismus und am jetzigen Selbstverständnis des Staates Israel. Laut Raz-Krakotzkin definieren sich Zionisten ganz anders als Araber und daher ist ein Dialog mit diesen nicht möglich. Andere Vertreterinnen oder Vertreter aus Israel kommen hier nicht zu Wort. Zu fragen bleibt, warum er als einziger Vertreter Israels ausgewählt wurde? Hiermit hat das Projekt eine deutliche parteiliche, antiisraelische Schlagseite.

Diese eingeschränkte Sichtweise auf das Verhältnis Europa und der Nahe Osten setzt sich in den weiteren Gegenständen des Forschungsprojektes fort. Die weiteren Themen werden in vier Teilprojekten und einem Forum bearbeitet:

  • Der Koran als Text einer gemeinsamen Antike und geteilten Geschichte
  • Mobile Traditionen: Vergleichende Perspektiven auf die Literaturen des Nahen Ostens
  • Städtevergleich: Kosmopolitismus im Mittelmeerraum und den angrenzenden Regionen
  • Politisches Denken im modernen Islam: nahöstliche und europäische Perspektiven
  • Forum: Tradition und die Kritik der Moderne. Säkularismus, Fundamentalismus und Religion aus nahöstlichen Perspektiven


  • Resümierend kann festgehalten werden: Hier wird einem sehr einseitigen Blick auf das Verhältnis von Europa und dem Nahen Osten nachgegangen. Die Auswahl ist subjektiv.

    Weitere Informationen und Veranstaltungen: www.eume-berlin.de


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    Beitrag vom 05.02.2008

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